Herlich willkommen
auf unserem Blog "Wuide Wurzn". Als Ergänzung zu unseren Kursen teilen wir hier mit dir unsere Erlebnisse, Entdeckungen und Inspirationsquellen aus der Natur. Mal werden es kulinarische Rezepte sein, mal Rezepte zur Herstellung von Heilmittel. Ein anders mal möchten wir eine Geschichte oder ein Erlebnis mit dir teilen oder dich auf Brauchtümern und Volksweisheiten rund um die Wildkräuter hinweisen.
Viel Spaß beim Lesen und eintauchen

27
JUN
2025
Kräuterbündel binden
Jetzt Ende Juni stehen viele Kräuter in meinem Garten in ihrer vollen Blüte und somit in ihrer ganzen Pracht. Da wären z.B. Unmengen an Lavendel, der hunderte von Bienen, Hummeln, Faltern und jährlich auch zwei Taubenschwänzchen anzieht. Aber auch das Johanniskraut, die Ringelblumen und die Rosen strahlen gerade um die Wette und schenken den vor Aufregung umherschwirrenden Insekten wertvollen Nektar. Andere Heilpflanzen wie die Malven, der Dost oder der Blutweiderich beginnen erst zu blühen, und wieder andere wie das Bohnenkraut oder der Wermut stehen erst in den Startlöchern.
Eine Technik, mit der ich mir die Schönheit, Kraft und Heilwirkungen des jetzigen Augenblickes der Natur bewahre, ist der Uralte Brauch des Kräuterbündel Bindens. Besonders erfüllt mich der Gedanke, dass meine Vorfahren dies schon vor tausenden von Jahren so gemacht haben. Während des Bindens mit meinem Sohn, erzähle ich ihm deren Leben und wir malen uns gemeinsam aus, was sie wohl bewegt hat. Ich merke, dass wir uns in diesem Moment beide mit ihnen verwurzelt und geerdet fühlen. Ein schönes Gefühl!
Der zweite Moment, auf dem ich mich jetzt schon freue und der uns erneute diese Gefühle schenken wird, wird dann der Moment sein, wenn wir das Räucherbündel entzünden. Das wird spätestens dann der Fall sein, wenn die 12 heiligen Raunächten anbrechen werden.
Die Fackeln, die wir heute binden, sind für das 20-jährige-Bestehen-Fest des Waldkindergartens bestimmt. Wir geben uns also besondere Mühle und nur eine Fackel behalten wir selber. Alle anderen werden zu Gunsten der Wurzelkinder verkauft.
Als Kräuter eignen sich alle oben genannte und darüber hinaus z.B. aktuell auch Beifuß, Salbei, Thymian, Rosmarin, Waldgeißbart und Frauenmantel. Wer sich mit deren Wirkungen auskennt kann auch gleich verschiedene Bündel binden z.B. zum Schutz, als Segnung oder für die Harmonie.
Wir binden zwei verschiedene: "Löwenmut" und "alles gut" Bündel.



Anleitung Kräuterbündel Binden
Und so geht´s:
- An einem trockenen Tag (nach mindestens 2 Tagen Sonnenschein) Kräuter abschneiden. Sie sollten mindestens 25 cm lang sein.
- Luftig, schattig und warm für 1-2 Tage antrocknen lassen.
- Nun die Kräuter so zusammenlegen, dass unten die Stile sind, und das Bündel oben dicker wird.
- Einen natürliche Faden, am besten aus Baumwolle nehmen und von unten schräg nach oben verlaufend das Bündel möglichst eng binden. Nach 2/3 die oberen Kräuter nach unten knicken, damit es oben eine schön, dicke Rundung gibt. Dabei darauf achten, dass die Blüten schön liegen. Ggfls. noch weitere Blütenköpfe einbinden.
- Von oben gegenläufig schräg nach unten binden.
- Vor dem Verknoten eine Schlaufe binden.
- Das Kräuterbündel nun mindestens noch mal zwei Wochen gut duchtrocknen lassen. Das geht am besten, wenn man sie aufhängt.
- Zum Anzünden die Spitze des Bündels in eine Flamme halten und warten bis es flimmert bzw. zum Glüchen anfängt. Es soll nicht brennen! Eventuell etwas pusten, damit das Räuchern in Gang kommt.
23
JUN
2025
Süße Johanni Nüsse
Rund um Johanni, den 24. Juni ist der perfekte Zeitpunkt, um unreife Walnüsse zu sammeln und sie zu wahren Delikatesse zu verwandeln! Wer mag, setzt sie mit Likör zu einem herrlichen Walnusslikör an. Eine noch bessere Delikatesse jedoch sind die süßen, schwarzen Walnüsse, welche ganz besonders gut zu Käse munden.
Es ist schon erstaunlich, dass sich diese unreifen, grünen Nüsse, komplett mit Schale durch ausreichend Geduld und mit dem richtigen Wissen rund um deren Verarbeitung zu so einer leckeren Spezialität verarbeiten lassen. Denn sie enthalten ebenso wie die Blätter Unmengen an Gerb- und Bittestoffen. Von daher ist es wichtig, die grünen Nüsse erst einmal 10 Tage zu endbittern. Aber wie Oma schon sagte: "Gut Ding will Weile". Und dieses Gebot trifft auf die Johanni Nüsse allemal zu!
Und so geht´s:
- 1kg grüne Walnüsse
- 1,5 kg Zucker
- frisches Wasser
- Zimt, Nelken, Piment oder Muskatnuss nach Bedarf
1 kg grüne Walnüsse mit einer dicken Stopfnadel rundumadum einstechen. Mit Wasser übergießen und über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag abgießen und erneut mit frischem Wasser bedecken. Das Ganze zehn Tage wiederholen.
Auf diese Art werden die Gerbstoffe entzogen. Am 10. Tag in reichlich frischen Wasser 30 Minuten lang kochen. Abtropfen lassen und in ein großes Glas füllen. 1,5 kg Zucker mit etwas frischem Wasser aufkochen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Nach Geschmack Gewürze wie Zimt, Nelken, Piment oder Muskatnuss hinzugeben.
Etwas abkühlen lassen und über die Nüsse gießen. An einem kühlen Ort drei bis vier Tage durchziehen lassen. Anschließend den Sirup abgießen, in einen Topf geben und erneut aufkochen. Die Nüsse in mehrere Einmachgläser füllen, mit dem heißen Sirup übergießen und fest verschließen.
Achtung! Ihnen wird nachgesagt, dass sie erst nach 3 Jahren ihr volles Aroma entfaltet haben. Das erste Glas wird jedoch bei uns traditionell an Weihnachten geöffnet. Schwarze Nüsse oder auch "Welsche Nüsse" schmecken hervorragend zu reifen Käse oder aber auch als Beilage von Desserts. Und wer mag, kann sie auch dörren und anschließend in Zucker wälzen.
Wohl bekommt´s!



